Im Hatha-Yoga gibt es zur Ertüchtigung des Körpers sehr viele verschiedene Übungen. Diese Übungen (Asanas) kann man wiederum zu übergeordneten Übungsgruppen zusammenfassen:

 

  1. Stand- und Balance-Haltungen
  2. Umkehr-Haltungen
  3. Vorwärtsbeugen
  4. Rückbeugen
  5. Dreh-Haltungen

 

Stand- und Balance-Haltungen im Hatha Yoga

Bei den Balance-Haltungen wird  zwischen Arm- und Bein-Balancen unterschieden.

Wie es der Name schon sagt, wird in den Arm-Balance-Haltungen der Körper auf die ein oder andere Art auf Armen und Händen gehalten. Dies sind meist Übungen, die schon etwas Praxis voraussetzen und daher nicht für Anfänger geeignet sind. Es braucht dabei die Praxis, genau den Augenblick zwischen Bewegung und Bewegungslosigkeit zu erspüren und dann für eine gewisse Zeit zu halten. Dafür braucht der Übende in erster Linie nicht nur die Kraft, sondern besonders die Konzentration auf diesen Augenblick, diese Übung und seinen Körper. Natürlich braucht es auch, vor allem am Anfang, etwas Mut. Was man vielleicht als Kind in der Freizeit oder im Sportunterricht mal eben so nebenbei gemacht, fällt im Erwachsenenalter mitunter recht schwer und erfordert Mut, Überwindung und ein gewisses Maß an Vertrauen in sich selbst (→ Selbstvertrauen).

Auf körperlicher Ebene stärken die Arm-Balance-Haltungen natürlich die Arm-Muskulatur aber auch den oberen Rücken, die Schultern und den Bauch. Sie schenken uns Vitalität und Lebenskraft.

Auf der geistig-emotionalen Ebene verbessern die Arm-Balance-Haltungen die Konzentration. Sie fordern und fördern den Gleichgewichtssinn und unsere Ausgeglichenheit. Außerdem fördern sie auch gesundes Selbstvertrauen. Man denke nur daran, wenn man nach zahlreichen Versuchen, es geschafft hat, wenn auch nur für 1 bis 2 Sekunden das Gleichgewicht in einer Position zu halten… dann fühlst du dich leicht als wenn du schwebst…

 

Im Gegensatz zu den Arm-Balance-Haltungen sind die Bein-Balance-Haltungen auch für Anfänger sehr gut geeignet. Sie verbessern durch die bewusste Aufrichtung des Rückens und vor allem der Wirbelsäule unsere Haltung und das nicht nur in der Yoga-Stunde, sondern auch im Alltag. Die Wirbelsäule wird im Yoga als die Mittelachse des Körpers angesehen. Dort laufen alle wichtigen Energiestränge durch (→ Rückenmark). Nicht nur die großen Muskeln im Rücken werden durch die Balance-Haltungen gestärkt (Rückenstrecker, …), sondern auch die kleinen Muskeln, die sich entlang der Wirbelsäule befinden, werden trainiert und gestärkt. Dies ist vor allem wichtig für die Bandscheiben, die durch diese kleinen Muskeln seitlich gestützt werden und diese an ihrer Position halten als Vorbeugung eines Bandscheibenvorfalls.

 

Balance-Haltungen im allgemeinen verbessern also deinen Gleichgewichtssinn und deine Standfestigkeit. Für diese beiden Bereiche ist das Kleinhirn verantwortlich und mit jeder Balance-Haltung entwickelt es sich weiter. Unser Kleinhirn steuert die unbewussten Bewegungen. So zum Beispiel, wenn du ins Stolpern kommst, dann versucht es automatisch auszugleichen. Zusätzlich verbessern alle Gleichgewichtsübungen auch deine Koordination.

 

Auf der geistig-emotionalen Ebene verbessern die Bein-Balancen deine Konzentration. Wenn dir nämlich 1.000 Gedanken durch den Kopf gehen und dein Geist unruhig ist, wird es dir recht schwer fallen, das Gleichgewicht zu halten.

Wer fest steht, das Gleichgewicht halten kann, wird auch im Alltag ausgeglichener sein. Außerdem führt es zu mehr Standfestigkeit bei schwierigen Situationen und Entschlossenheit. Es kennt ja jeder das Sprichwort: “Mit beiden Beinen fest im Leben stehen“

 

Als Beispiel sei hier eine der bekanntesten Bein-Balancen im Yoga angeführt: Der Baum (Vrksasana). Wenn du übst, versuche fest auf einen Punkt zu schauen, der sich nicht bewegt. Mach deine Wirbelsäule lang und ziehe deinen Bauchnabel etwas nach innen, atme tief und gleichmäßig weiter. Stell dir vor, dass du dich mit dem verbleibenden Fuß verwurzelst. Jetzt versucht du noch, ein kleines Lächeln in deinem Gesicht ausbreiten zu lassen, so dass deine Kiefermuskulatur völlig entspannt sein kann.

Egal welche Balance-Haltung du übst, setze dich nicht selbst unter Druck. Dein Gleichgewicht ist auch immer abhängig von deiner Tagesform. Bist du gestresst oder entspannt? Ist dein Kopf noch voll von Dingen, die du noch geistig verarbeiten musst (privat oder beruflich)?

Also wenn das Gedankenkarussell dreht und dreht, wollen deine Beine auch nicht so recht. Wenn du zu Hause übst, versuche eine ruhige Ecke zu finden, richte sie dir angenehm ein, vielleicht mit Bildern oder Kerzen … lass deinen Atem gleichmäßig ein- und ausströmen für einige Atemzüge und dann beginne erst.

 

Bitte sei vorsichtig bei Schwindel, Bluthochruck oder Ischiasbeschwerden.