(9) (halber) Drehsitz –
(Ardha) Matsyendrasana
Der (halbe) Drehsitz ist die 9. Asana der zwölf Grundstellungen im Hatha Yoga. Ardha Matsyendrasana ist eine Asana für die Flexibilität der Wirbelsäule und des Geistes.
Der Sanskritname: Ardha Matsyendrasana setzt sich aus drei Wörtern zusammen:
Ardha – halb, Matsya – Fisch, Indra – Herrscher
Es wird erzählt, dass die neunte Haltung in der Rishikesh-Reihe ihren Namen von einem Rishi (mystischer Weiser) bzw. dem Yogi Matsyendra erhalten hat. Dieser unterrichtete seine Schüler als erster in ganz bestimmten Körperhaltungen. Es wird weiter erzählt, dass Matsyendra selbst ein Schüler Sivas (einer der Hauptgötter im Hinduismus) gewesen wäre.
Drehsitz – Wirkung auf den Körper
Durch die Drehung des Oberkörpers um die eigene Wirbelsäule herum, wird (oder bleibt) diese seitlich flexibel, die Rückenmuskeln werden massiert und das sympathische Nervensystem gestärkt. Neben den Rückenmuskeln werden auch die Bauchorgane (besonders Leber und Bauchspeicheldrüse) durch die Drehung massiert. Stoffwechselprodukte, zellschädigende Komponenten können besser weitergeleitet und abgeführt werden.
Der Drehsitz wirkt auch regulierend auf die Nieren, Nebennieren und damit auf die Adrenalinproduktion, -ausschüttung.
In den vorangegangen Haltungen der Rishikesh-Reihe wird die menschliche Wirbelsäule nach vorne (Vorwärtsbeuge, …) bzw. nach hinten gebogen (Kobra, Heuschrecke, …). Dies allein reicht allerdings für eine optimale Beweglichkeit der Wirbelsäule noch nicht aus. Der Rücken und die Wirbelsäule genießen dehnende Bewegungen zu den Seiten und wie hier im Drehsitz eine ganz bewusste Verdrehung zu den Seiten.
Für die Bandscheiben ist Ardha Matsyendrasana eine der besten Übungen, um die Nährstoffversorgung des Knorpelgewebes zu sichern bzw. den Abtransport von Abfallstoffen zu gewährleisten.
Bitte Vorsicht bei:
- Schwangerschaft (nicht geeignet, wegen Ablösegefahr der Plazenta)
- akuten Ischiasproblemen
- akutem Bandscheibenvorfall
- Magengeschwür
- Bruch (Hernie)
- Überfunktion der Schilddrüse
Gedehnte Muskeln im Drehsitz
- Gesäßmuskeln (Gluteus)
- gerade und schräge Bauchmuskeln (Obliquus und Transversus Abdomini)
- breite Rückenmuskeln (Latissimus)
- Lendenmuskeln (Psoas major und Musculus iliacus)
- Brustmuskulatur (Pectoralis)
Gestärkte Muskeln im Drehsitz
- breite Rückenmuskeln (Latissimus)
- gerade und schräge Bauchmuskeln (Obliquus und Transversus Abdomini)
- Lendenmuskeln (Psoas major und Musculus iliacus)
Alle aufgeführten Muskeln in der Haltung jeweils auf der anderen Seite als die gedehnten Muskeln
Drehsitz – Wirkung auf den Geist
Ardha Matsyendrasana wirkt harmonisierend, beruhigend, stresslindernd und somit nervenstärkend. Der Drehsitz schenkt dem Übenden Kraft und Stärke, um in ein inneres Gleichgewicht zu kommen und sich selbst und seinen Wertvorstellungen treu zu bleiben.
Diese Asana steht auch sinnbildlich für den Weg von der grobstofflichen (körperlich, materiellen) Ebene hin zur feinstofflichen (spirituellen) Ebene. Aufgerichtet und aufrecht sein (Wirbelsäule), aber dabei nicht stur und starr sein, sondern offen und flexibel für andere und anderes.
Drehsitz – energetische Wirkung
Auf energetischer Ebene zählt der Drehsitz (ganz gleich, ob halb und ganz) zu den wichtigsten Asanas. Er stimuliert besonders das Sonnengeflecht und öffnet die feinstoffliche Wirbelsäule (Sushumna).
Drehsitz und die zugeordneten Chakren
- Muladhara Chakra (Steißbeinbereich)
- Ajna Chakra (Stirnbereich)
- Sahasrara Chakra (Scheitelpunkt des Kopfes)
Drehsitz – Warum?
Der Drehsitz wirkt anregend auf die die Verdauung durch die sanfte Massage der Bauchorgane (hier besonders Leber und Bauchspeicheldrüse).
Rückenmuskulatur wird oder bleibt beweglich, ebenso die gesamt Wirbelsäule.
Die Tätigkeit der Nieren und Nebennieren wird angeregt.
Drehsitz – Tipps
Der Drehsitz wird nach beiden Seiten (rechts und links) geübt. Dabei ist zuerst die Drehung zur rechten Seite zu empfehlen, dadurch wird der abwärts-laufende Dickdarm auf der linken Körperseite geöffnet und durch die daran anschließende Gegenbewegung nach links, wird der fortlaufende Dickdarm noch weiter angeregt. Durch den Druck des aufgestellten Oberschenkels an den Bauch und die bewusst tiefen Atemzüge zum Bauch erhalten die Bauchorgane eine angenehme Massage.
Spirituell wird die Drehung zuerst nach rechts so erklärt, dass man sich zuerst der Vergangenheit zuwendet und stellt und durch die anschließende Linksdrehung sich seiner Zukunft zuwendet.
Den Kopf nicht zu weit verdrehen und darauf achten, dass das Kinn in einer gedachten Linie mit dem Brustbein ist.
Die Drehung erfolgt hauptsächlich aus der Brustwirbelsäule heraus. Das Becken bleibt stabil. Prüfe, ob du wirklich beide Sitzbeinhöcker am Boden spüren kannst.
Führe die Übung immer zu beiden Seiten aus.
Drehsitz – Alternativen
Es gibt eine Vielzahl von Variationen dieser Asana. Jede(r), (blutiger) Anfänger, Fortgeschrittener und/oder Profi wird sicherlich die ein oder andere Variation, die für ihn passt, finden.
Wohlbefinden in jedem Alter.
Nächste Woche: Teil 10, Krähe
Bilder: pixabay
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